„Digitales“ Befreiungspathos als Instrument der Unfreiheit

– die „digitale Bildungsrevolution“ aus Sicht einer Lehrkraft

Gastbeitrag von Dr. Burkard Chwalek, Bingen

Lehrkräfte sehen sich gegenwärtig einem energischen  Willen zur Digitalisierung der Schulen und des Lernens gegenüber. Die notwendige Auseinandersetzung damit darf nicht unbesehen affirmativ, kann auch nicht lediglich indifferent, sie muss kritisch-prüfend und Rechenschaft einfordernd sein; dazu verpflichtet der Bildungsauftrag eines demokratisch verfassten  Gemeinwesens alle an Schule und Unterricht Beteiligten. In diesem Sinne verstehen sich die folgenden Ausführungen zur Thematik.

Das deutsche Bildungswesen wird wiederholt mitunter schneidender Kritik unterschiedlichster Provenienz ausgesetzt. Nun könnte allein der beachtliche wirtschaftliche Erfolg eines rohstoffarmen Landes wie der Bundesrepublik Deutschland durchaus ein Hinweis auf ein leistungsfähiges Bildungssystem sein, aus dem offenkundig immer erneut hervorragende Fachkräfte und Wissenschaftler in großer Zahl hervorgehen. Schon dieser Befund rät dazu, die vielen kritischen Einlassungen daraufhin zu prüfen, ob sie, basierend auf gründlicher Analyse und schlüssigen Begründungen, berechtigt auf mögliche Schwachstellen im Einzelnen hinweisen mit der Intention einer gezielten Qualitätsverbesserung oder ob sie in einseitig angreifender Absicht sachfremde Interessen verfolgen. Anspruch und  Wert der Kritik werden sich demnach daran messen lassen müssen, welchem der beiden Anliegen sie dient.

In besonders scharfer Form und dabei große mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehend, gehen gegenwärtig die Apologeten einer sogenannten „digitalen Bildungsrevolution“, die Digitalisten und ihre Verbündeten, mit dem, wie sie es nennen, traditionellen, analogen Bildungswesen ins Gericht. Ihr Grundanliegen wird dezidiert und outriert in dem kürzlich erschienen Buch „Die digitale Bildungsrevolution“ von den für die Bertelsmann Stiftung tätigen Autoren Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt vorgetragen.

Das Buch bildet insofern den geeigneten Bezugspunkt für eine Diskussion, als es paradigmatisch die Position der Verfechter einer umfassenden Digitalisierung darstellt. Im Grunde eine Schwäche, bieten die plakativen Zuspitzungen der Behauptungen und Thesen griffige Ansätze zur Auseinandersetzung, da sie instruktive Einblicke in die häufig nur implizit und verhohlen vorgetragenen Intentionen, Absichten und Ziele gewähren.

Der ganze Beitrag (6 Seiten) als PDF: B. Chwalek: Digitales Befreiungspathos