Kompetenzbasierung und Digitalisierung als rückwärtsgewandte Ideologien

Ein Blick zurück – Kompetenzbasierung und Output-Steuerung

Gastbeitrag von Burkard Chwalek, Bingen

Mainstreams folgen meist einem ähnlichen Muster. Die Geschichte geht etwa so: Es wird ein Unbehagen an den bestehenden Verhältnissen diagnostiziert und formuliert, die Notwendigkeit einer Veränderung ausgerufen, deren Richtung vorgegeben, die Entwicklung – zusehends Eigendynamik entfaltend – verstetigt, mit dem Merkmal des Paradigmenwechsels versehen, als gegeben und nicht befragbar hingenommen, schließlich als notwendig und damit alternativlos erachtet. So geschehen im Kontext der Kompetenzbasierung und Output-Steuerung von Schule und Unterricht.

Erste Reaktionen auf diese Umsteuerung anlässlich zahlreicher Fortbildungsveranstaltungen und Diskussionen gaben zunächst von der Sache her wenig Anlass zur Annahme einer Zwangsläufigkeit. Viele Kolleginnen und Kollegen werden gewichtige Einwände von damals in Erinnerung haben1: Die überhastet vorgenommene Umschreibung von Lernzielen in Kompetenzen, die sich – ansonsten formulierungsgleich –  häufig nur durch die Ersetzung des Modalverbs „sollen“ von den traditionellen Katalogen abhoben, seien doch nichts Neues, schon gar nichts radikal Neues. Auch die propagierte Output-Steuerung, mit der Unterricht jetzt angeblich erstmals vom Ende her durchdacht werde, markiere keine kategoriale Wende in der Blickrichtung auf schulisches Handeln, gerade so, als hätten Lehrkräfte bislang Stunden, Reihen, Leistungserhebungen und dgl. nicht von den zu erreichenden Zielen her gedacht, als habe man sich dessen niemals zuvor in ausformulierten Erwartungshorizonten, die die in den Blick genommenen Prozesse, Lernstrategien und Ergebnisse dokumentierten, vergewissert. Linguistisch geschulte Lehrkräfte machten zudem auf die Problematik der Messbarkeit von Kompetenzen aufmerksam, die lediglich durch Rückschlüsse aus Performanzen annäherungsweise und unscharf erfassbar seien2. Das Wort vom Etikettenschwindel machte die Runde. Selbst die unabweisbaren Hinweise auf die logische Unhaltbarkeit eines Versuches, Aussagen über prognostizierte Lernleistungen in der Zukunft als Istzustände in der Gegenwart auszuweisen, wurden einfach beiseitegeschoben wie auch Erfahrungen aus der Wissenschaftsgeschichte mit  Beispielen für die Hochstilisierung  einer kleinen Verschiebung innerhalb eines bestehenden Systems zu einem neuen Paradigma3 im Innovationseifer untergingen. Die behauptete Unumkehrbarkeit war und ist somit nicht in der Sache begründet, sie wurde verordnet und administrativ erzwungen.

Der ganze Beitrag als PDF: B. Chwalek: Kompetenzen und Digitalisierung