Digitalisierte Schule: „Aus den Lehrern sollen Dienstleister werden“

Dieses Interview erscheint ergänzend zum Vortrag „Das gibt’s als Video oder ich frage Alexa. Lernen mit digitalen Medien und Onlinediensten“ von R. Lankau im Rahmen der vom Arbeitsbereich Fachdidaktik Psychologie – Philosophie der Universität Wien von Konrad Paul Liessmann, Katharina Lacina und Elisabeth Widmer in Kooperation mit dem STANDARD organisierten Vortragsreihe „Total digital? Irrwege der neuen Lernkultur“ über Lernen mit digitalen Medien und Online-Diensten.  Auf der Homepage des Fachdidaktikzentrum Psychologie-Philosophie können die Vorträge als Audio-Datei abgerufen und angehört werden.

Interview von Lisa Nimmervoll mit Ralf Lankau in „Der Standard“ (Wien) vom 27. Mai 2016

STANDARD: Sie kritisieren, die Schulen stünden „unter dem Joch der Digitalisten“. Wie meinen Sie das?

Lankau: Das „Joch“ leite ich ab aus der massiven Bewerbung von Digitaltechnik für die Schulen und dem Interesse der IT-Industrie, mit immer mehr digitalen Geräten, Techniken und Diensten in den Schulen verankert zu werden und den Unterricht darauf auszurichten, im Prinzip den gesamten Bildungsmarkt so umzugestalten, dass alles auf digitalen Geräten und Software aufbaut und wir lernen, dass Lernen isoliert an Geräten stattfindet, also im Prinzip ein ganz anderes Verständnis von Lernen, von Schule, von Unterricht, von Gemeinschaft bekommen.

STANDARD: Sie halten dem Schlagwort von der „digitalen Bildung“ entgegen: „Es gibt keine digitale Bildung.“ Was heißt das?

Lankau: Digitale Bildung, digitaler Unterricht, digitale Schulen – all das sind Marketingbegriffe. Wir müssen uns besinnen auf das, was Lernen bedeutet. Der Mensch lernt ja erst mal alleine, aber er lernt auch in Gemeinschaft. Der zweite Punkt ist: Was bedeutet Bildung überhaupt? Lässt sie sich digitalisieren? Bildung lässt sich natürlich nicht digitalisieren, weil sie immer an das Subjekt gebunden ist, wie im übrigen auch Wissen – oder es ist medialisiert. Ein Buch ist medialisiertes Wissen. Der Begriff „digitale Bildung“ suggeriert, wer mit digitalen Geräten arbeitet, bildet sich digital. Da kann ich nur sagen, man liest dann entweder digitale Texte oder schaut sich Videos an, aber ob daraus Wissen wird, hängt nicht an der Medialisierung, an der Technik.

Das ganze Interview auf der Website des STANDARD: Digitalisierte Schule: „Aus den Lehrern sollen Dienstleister werden“