Wenn Algorithmen und Apps zum Fetisch werden

Der Generalnenner der letzten zwei Dekaden ist das Vordringen der Digitaltechniken in nahezu alle Lebensbereiche. Ob Arbeitswelt oder (Hoch-) Schule, ob Kommunikations- oder Konsumverhalten: ohne Rechner, Software und Netz scheint heute nichts mehr zu gehen. Personal Computer, Smartphones und Social Media sind markante Wegmarken. Der jederzeit und überall mögliche Netzzugang durch mobile Geräte ist das (Status)­Symbol digitalaffiner Gesellschaften. Wer Web & Co. für Unterhaltungsmedien, wer Smartphones, Apps und Social Media-Plattformen für Kommunikationstechniken oder zeitgemäße Lernmittel hält, greift jedoch zu kurz. Das immer engere Netz der digitalen Infrastruktur hat als wesentliche Komponente einen permanenten Rückkanal. Alles, was der Einzelne im Netz, an Laptop, Tablet und Smartphone tut, wird in Datenbanken gespeichert, mit Hilfe von immer komplexeren Algorithmen ausgewertet und zu immer genaueren, personalisierten Profilen destilliert. Menschen sind nurmehr permanente Datenlieferanten für die Mustererkennung durch Big Data. Wenige Anbieter bestimmen mit ihren Apps und Tools das Selbstverständnis und das Verhalten von immer mehr Menschen.

Digitalisierung ist „nach Snowden“ zugleich das Synonym für die vollständige Überwachung und Kontrolle aller. Das Freiheitsversprechen erweist sich als illusionär. Statt Individualität und Selbstbestimmung herrschen Gruppenzwang und Sozialkontrolle. Der erzwungene Verzicht auf Privatsphäre und Datenprostitution, um Teil einer Community zu werden bzw. zu bleiben, sind Beispiele. Der Begriff „digital“ erweist sich als Propagandaphrase, um demokratische und humane Strukturen zugunsten von Monopolinteressen zu zersetzen und stattdessen technische Kontroll- und Steuerungsmechanismen zu etablieren: Brave new digital world und Big Brother durch Big Data. Dieser Beitrag zeigt zugrunde liegende Mechanismen, die zu erwartenden Folgen – und Alternativen.

Ganzer Beitrag in: Zierer, Klaus;  Kahlert, Joachim; Burchardt,Matthias (Hg.): Die pädagogische Mitte – Plädoyers für Vernunft und Augenmaß in der Bildung, Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt KG, 2016, S. 203-214

Inhaltsverzeichnis des Bandes: Die pädagogische Mitte  – Plädoyers für Vernunft und Augenmaß in der Bildung

Der Verlag Julius Klinkhardt KG