Uto- und Dystopien der Digitaltechnik

Kaum eine (Kommunikations-)Technik hat in so kurzer Zeit so viele Lebensbereiche durchdrungen wie die Digitaltechnik. Historisch aus der Militärtechnik entstanden haben sich Internet und World Wide Web über die Hochschulen und Universitäten in den Consumer-Markt ausgebreitet. Von Anfang an sind diese Techniken dabei ambivalent: Sie ermöglichen schnelle und unkomplizierte Computeraktionen über das Netz, erlauben aber zugleich die vollständige Kontrolle und Steuerung aller Aktivitäten aller Beteiligter. Es sind die zwei Seiten der gleichen Medaille.

Cybernetics

Norbert Wiener, Begründer und Namensgeber der Kybernetic, hat schon in seinem Buch „Cybernetics“ von 1948 die Frage gestellt, welche Technik gefährlicher sei, der Computer oder die Atombombe. Abschreckender sei wohl die Atombombe, die niemand von Verstand einsetzen könne, zerstörerischer und zersetzender hingegen seien der Computer und das Netz, weil es in alle Lebensbereiche eindringe, das Verhalten der Menschen ändere und sie selbst manipulierbar und steuerbar mache – und das in extrem kurzer Zeit. Das aktuelle Beispiel ist das Smartphone. Das erste iPphone hat Steve Jobs 2007 präsentiert, mit einem Bruchzteil der heutigen Funktionen. Wer kommt heute, gerade mal acht Jahre später, noch ohne Smartphone aus? Das erste iPad, die Apple-Variante des Tablet, präsentierte Steve Jobs am am 27. Januar 2010. Heute fordern Lobbyisten und IT-Vertreter Tablet-Klassen schon für die Grundschule, als wären technsiche Geräte maßgegebend für Unterricht. Was das nächste „digital device“ ist, vermag niemand zu sagen. Dass aber jedes neue „digital device“ sofortt seine Fürsprecher findet und kurz darauf zwangsläufig als Gerät für den  Unterricht propagiert wird, darf als sicher gelten. Als genau so sicher darf gelten, dass das Grundprinzip der Kybernetik (messern, regeln, steuern) seit Norbert Wiener nicht mehr nur auf Maschinen und Produktionsprozesse angewendet wird, sondern auf alle Organismen und den menschen als spezifischer Organismus, aber gleichermaßen auch auf soziale und individuelle Prozesse. Alles sei messbar, regelbar steuerbar. Oder heute und laut der Zuboffschen Gesetze: Alles, was sich automatisieren und digitalisieren lässt werde, automatisiert, digitalisiert und über das Netz automatisiert kontrolliert.

Zwei Haupstränge dieser Materialsammlung

Diese Seite sammelt Material, Texte, Zitate und Links zu den Auswirkungen und Folgen der Digitaltechnik für die Menschen und ihre Sozialssysteme. Zwei Themen stehen im Mittelpunkt:

1. Digitaltechnik zwischen Freiheitsversprechen und Totalüberwachung

Das ist der Generalnenner, unter dem insbesondere Webtechnologien seit ihrem Einsatz ab Mitte der 1990er Jahre analysiert und beschrieben erden. Aus der Angangseuphorie etwa eines John Perry Barlow  und seiner „Unabhängigkeits-Erklärung des Cyberspace“ sind heute NSA, Prism & Co. geworden . Die Angfangseuphorie dürfte verflogen sein, das „Jahr 2015 “ ist  das „Jahr 2 nach Snowden“, der Veröffentlichung der geheimen Papiere über die totale Überwachung demokratischer Gesellschaften durch die eigenen Geheimdienste. (In Deutschland ist das die Willfährigkeit des BND gegenüber der NSA.) Die Reichweite ist noch gar nicht abzuschätzen. Das wenigste, was man aber schon jetzt sagen kann und muss, ist: Es muss wieder das Primat des Rechts gelten, vor dem Primat des technisch Machbaren und das Primat, dass gewählte Repräsentanten über die Rechtmäßigkeit des Umgangs mit Daten entscheiden und nicht berufsbedingt paranoide Geheimdienstler.

 2. Digitale Medien und Unterricht in Schule und Hochschule

Das zweite Thema korrespondiert mit der eigenen Lehrtätigkeit seit 1985 und der stets wiederkehrenden Diskussion über Lernmaschinen und der Medialisierung von Unterricht und Lernprozessen.  Dazu veranstaltet die Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. in Kooperation mit der Hochschule Offenburg am 24. Oktober 2015 eine fachdidaktsiche Tagung zum Thema „Digitale Medien und Unterricht in Schule und Hochschule“. Diese Website stellt Material zum Einlesen zur Verfügung und wird weiter ausgebaut. Denn die intendierte Kybernetisierung aiuch des Lehrens und Lernens ist Programm (siehe Claus Pias: Automatisierung der Lehre. Eine kurze Geschichte der Unterrichtsmaschinen, FAZ vom 10.12.2013)

Material und Aspekte

Das hier zusammengetragene Material lässt sich über die Navigation links aufrufen. Die Beiträge sind mit den Oberbegriffen „Aspekte „(Arbeit, Bildung, Datenschutz, Gesundheit, Kmmunikation) und „Material“ (Artikel, Basistexte, Bücher, Links und Zitate) verschlagwortet und katgeorisiert. Überschneidungen sind dabei nicht vermeidbar, aber so werden unterschiedliche Suchweisen

Nach oben