Wie man das Lernen in der Schule verlernt

Vortrag Schulzentrum Neckartenzlingen 15. April 2016

Digitale Techniken, Geräte und Medien dringen in nahezu alle Lebensbereiche vor. Da bleibt es nicht aus, dass sich auch Bildungseinrichtungen mit diesem Thema beschäftigen (müssen). Zum einen gehören Medien zur – stark prägenden – Lebenswirklichkeit des Menschen. Das gilt für den Bücherwurm genau so wie für die Couch Potato oder heute die Smartphone-Zombies (Smombies). Der eine hat bedrucktes Papier, der andere einen Bildschirm oder ein Display vor der Nase. Stark prägend ist das eine wie das andere (wenn auch in je spezifischer Weise)

Zum anderen sind Lehren und Lernen immer an Medien gebunden, wenn man Medien nicht (wie heute üblich) auf digitale Medien verkürzt , sondern darunter das gesamt Spektrum von Medien versteht– von der gesprochenen Sprache und Schrift über Grafiken und Bilder bis zu audiovisuellen und heute digitalen Medien. „Medien strukturieren unsere Wirklichkeitserfahrung“ heißt es dazu beim Medienwissenschaftler Dietrich Kerlen, nicht (nur) digitale Medien. Die Verkürzung von Medienkompetenz auf die Bedienung von digitalen Medien ist daher nicht nur grundfalsch, sondern sogar eher lernhinderlich, weil das Rezeptionsverhalten eher konsumistisch statt reflektierend ist. Das wichtigste Lernmedium bleibt nach wie vor das (analoge) Buch und vor allem die ablenkungsfreie Lektüre. Nur wer sich konzentriert und unterbrechungsfrei mit einem Thema beschäftigt, lernt  und versteht nachhaltig. Das gilt auch heute, gleichwohl gib es regelmäßig Versuche der Technisierung des Lernens.

Neu sind Datenbrillen mit integrierter Lernsoftware. Der Clou: Keine Ablenkung durch andere Schülerinnen oder Schüler, keine Beeinflussung durch die Lehrkräfte, Kinder und Jugendlichen sind ganz auf die projizierten Texte, Bilder und Videos konzentriert. Alle sind ganz bei sich, im virtuellen Raum. So sieht die Zukunft des Lernens aus – wenn Sie auf Marc Zuckerberg hören.

Facebook-Gründer Zuckerberg transferiert seine Cyber-Dollars gerade steuervermeidend in eine Art Stiftungs-Gesellschaft, mit der er „Gutes“ tun will. Das erste Zukunftsprojekt von Mark Zuckerberg ist eLearning. Durch die „Personalisierung von Lernsoftware“ soll das individualisierte Lernen mit digitalen Medien möglich werden. Lernprogramme würden dabei auf die Bedürfnisse, Stärken und Schwächen des einzelnen Schülers zugeschnitten, heißt es. Dafür hat Facebook die Firma Okulus Rift aufgekauft, die Virtual-Reality-Brillen herstellt, aktuell mit integrierten Kopfhörern. Jede Schülerin, jeder Schüler hat eine Brille mit Kopfhörer auf. Für Aufgaben, bei denen man selbst etwas eingeben muss, sitzt man dann am Rechner, tippt und wischt am Touchscreen und tut, was eine Computerstimme sagt.

Sieht so die Zukunft des Lernens aus?

Der ganze Beitrag als PDF (35 Seiten, nit Quellen): Lankau (2016) Vortrag Neckartenzlingen