Frankreich als Vorbild

Presseinformation „Bündnis für humane Bildung“ /Allianz ELIANT, Offenburg, 16.08.2018

Ein Gebot der Stunde – und kein Verbot: Deutsche Schüler sollten nach den Sommerferien dieselben Chancen haben, wie sie jetzt  französische Kinder bekommen: Lernen ohne Ablenkung, volle Aufmerksamkeit im Unterricht, Kommunikation von Mensch zu Mensch. Das wird gerade in Frankreich möglich, wo die Regierung Macron Handys aus den Schulen verbannt. So entsteht ab September neuer Freiraum für Lehrer und Schüler, „die den Unterricht kreativer gestalten können“, wie Prof. Ralf Lankau vom „Bündnis für humane Bildung“ feststellt.

Diese Organisation fordert zusammen mit dem anthroposophischen Netzwerk ELIANT: Die französische Entscheidung muss dringend ein Vorbild für die europäische Bildungspolitik werden! „Wir wollen, dass Kinder ihre Potenziale voll ausschöpfen“, so die ELIANT-Präsidentin Dr. Michaela Glöckler. „Realweltliche Erfahrungen in Raum und Zeit sind dafür die Voraussetzungen. Diese werden durch digitale Erlebnismuster gestört – abgesehen von der Gefahr von Aufmerksamkeitsdefiziten, die mit dem Handy-Gebrauch verbunden sind“, argumentiert die Kinderärztin.

Daher sollten Grundschulen und Kindergärten digitalfreie Zonen bleiben, um Raum für reale Lebenserfahrungen zu bieten – „und das Übermaß privater Nutzung zuhause und in der Freizeit zu kompensieren“, so Dr. Glöckler. Um diese Forderung zu untermauern, haben beide Organisationen eine europaweite Petition ins Leben gerufen. (Website: http://www.aufwach-s-en.de/2018/03/petition-eliant-und-buendnis-fuer-humane-bildung/)

Was wurde genau in Frankreich beschlossen? Die Handys fliegen raus aus Vorschulen, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Das betrifft Kinder zwischen drei und 15 Jahren.

Die Gymnasien (Lycées) können dieselben Regeln einführen, sind aber nicht dazu verpflichtet. Betroffen sind internetfähige Geräte, und zwar innerhalb und außerhalb des Schulgebäudes: Handys, Tablets und Smartwatches. Ausnahmen bestehen für den Unterricht und für behinderte Kinder. „Wir brauchen auch in Deutschland die Wahlmöglichkeit“, so Prof. Lankau, „sich für einen handyfreien Unterricht zu entscheiden.“ Ein  reflektierter Umgang mit diesen Geräten lässt sich auch vermitteln, ohne sie im Unterricht zu nutzen. „Wir können Kindern auch so konkrete Handlungsoptionen in die Hand geben. Das machen wir ja auch beim Thema Drogensucht, bei dem wir die Schüler keinen Schnaps probieren lassen. Oder beim Thema Mobbing, ohne selbst zu mobben.“

Und die französische Altersgrenze von 15 Jahren? „Sie ist sicher kein Zufall“, sagt Dr. Glöckler, „weil Entwicklungsneurologie und Psychologie zeigen, dass Jugendliche meist erst ab diesem Alter in der Lage sind, abstrakt und selbstreflektierend zu denken.“ Außerdem betrachte sie der Gesetzgeber frühestens ab 16 für wahlmündig. Ein bewusster und selbstbestimmter Umgang mit digitalen Medien setzte diese Kompetenzen voraus.  Daher  halten es das „Bündnis für humane Bildung“ und ELIANT für sinnvoll, dass sich Jugendliche ab der Pubertät aktiv mit Digital-Technik auseinanderzusetzen – etwa zur Medienproduktion in der Schule.

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Zur Petition: http://www.aufwach-s-en.de/2018/03/petition-eliant-und-buendnis-fuer-humane-bildung/

Hintergrund: Frankfurter Allgemeine Zeitung – Prof. Ralf Lankau über „Handyverbot im Klassenraum : Schluss mit der Fixierung aufs Digitale“ / 08.08.2018 / http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/warum-handys-im-unterricht-nichts-zu-suchen-haben-15725728.html

„Bündnis für humane Bildung“: Hochschullehrer, Wissenschaftler und engagierte Bürger gründeten 2017 das „Bündnis für humane Bildung“. Ihre Überzeugung lautet: Bildung lässt sich nicht digitalisieren! Digitale Instrumente können Bildungsprozesse nur unterstützen. Alternativen sind gefragt.

Website: http://www.aufwach-s-en.de

Allianz ELIANT: 2006 gründeten zehn europaweit tätige Dachorganisationen die „Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie“ (ELIANT). Die Allianz setzt sich auf verschiedenen Lebensgebieten und Arbeitsfeldern für mehr Lebensqualität und kulturelle Vielfalt in Europa ein. Website: https://eliant.eu/home

Pressekontakt „Bündnis für humane Bildung“: 

Ingo Leipner / Mob. 0162/8192023 / ingo.leipner@ecowords.de