Unter dem Titel „Autonomie gefordert! Über ein schwieriges Prinzip der Demokratie“ hat der SWR2 im Rahmen seiner Sendereihe „WR2 Wissen: Aula“ einen spannenden Beitrag von Harald Welzer“ publiziert, in dem Welzer die Bedeutung der Privatsphäre und auch der persönlichen Geheimnisse für demokratische und humanistische Gesellschaften formuliert und den Forderungen der Digitalmonopolisten nach Transparenz gegenüberstellt. Für ein bisschen Bequemlichkeit geben wir unsere Autonomie auf und überantworten uns Algorithmen und Digitalmonopolen.
Jeder Totalitarismus beginnt mit einer zunächst schleichenden Veränderung sozialer Standards; der Einzelne ist, wie es der Philosoph Günther Anders schon vor einem halben Jahrhundert formuliert hat, immer „das erste besetzte Gebiet“. (…)
Was gegenwärtig durch die allgegenwärtigen Datensammlungen und Überwachungstechnologien geschieht, ist eine radikale Infragestellung unserer Autonomie und damit eine antidemokratische, ja, antizivilisatorische Entwicklung. (…) Diese Dimension des Antizivilisatorischen der gegenwärtigen Entwicklung ist von den politischen Eliten noch gar nicht begriffen: Was sich hier als Umformatierung unserer Sozialverhältnisse, als Verschwinden des Privaten herausbildet, führt zur vollständigen Schutzlosigkeit des Individuums. Mit seiner Autonomie verliert es die Kontrolle über sich selbst. Die haben dann andere.
Link zur Audio-Datei: Harald Welzer: Autonomie gefordert! (SWR2 Aula)
PDF (Textdatei): Harald Welzer: Autonomie gefordert! (SWR2 Aula, Transkription)