Automatisierung der Lehre

Eine kurze Geschichte der Unterrichtsmaschinen

Lerngutprogrammierung, Lehrstoffdarbietungsgeräte und Robbimaten: Die Idee, man müsse die Lehre automatisieren, um sparsamer, effektiver und sachgemäßer zu unterrichten, ist viel älter als das Internet. (Beitrag von Claus Pias in der FAZ vom 10. Dezember 2013)

Unterricht als Herrschaft über Köpfe

Wenn Skinner nun 1958 in einem Aufsatz mit dem schlichten Titel „Lehrmaschinen“ den Einsatz derselben fordert, dann gleichen die Argumente denen der Vorkriegszeit. Einerseits nämlich gilt die Forderung nach effektiverer Produktion von „Bildung“ auch in Zeiten des Kalten Kriegs und des Wettlaufs der Systeme. Überall könne man die „Erfindung arbeitssparender Geräte“ beobachten, nur nicht in der Lehre. Hier aber sei sie unabdingbar wegen der „Gefahr größerer technischer Erfolge im Ausland“. Andererseits aber gelte es, Lehrende und Lernende durch medientechnische Aufrüstung für die „eigentliche“ erzieherische Arbeit zu befreien. Film, Fernsehen, Plattenspieler und Tonband sind nun die Medien der Wahl. Unter dem Stichwort „Lerngutprogrammierung“ entstehen umfangreiche Programme mit möglichst kleinteilig modularisierten Lerneinheiten (frames), die darum umso sicherer konditionierbar sind.

Skinners Behaviorismus und die boomende Kybernetik hätten sich nur knapp verpasst. Auch das Lehren und Lernen sei

„unter die neuen informationstheoretischen Leitbegriffe von „communication“ und „control“ zu stellen. „Unterrichten heißt: das Lernen kontrollieren“, schrieb Gordon Pask in „Learning and Teaching Machines“ (1961). Und dies auf beiden Seiten, denn der Computer als neuer Maschinentypus unterscheide sich von den mechanischen und optischen Vorrichtungen eines Pressey oder Skinner dadurch, dass er selbst lernfähig sei und komplexes, algorithmisches Verhalten zeige. Die Lehrmaschine – so die Hoffnung im proklamierten Zeitalter der „Elektronengehirne“ – lernt zugleich etwas über den, der an ihr lernt, und kann sich dies zunutze machen. Die Systeme sollen adaptiv und individualisierend werden: Aus den Schwächen des Einzelnen mögen die Stärken des Lehrsystems erwachsen.

Beitrag von Claus Pias in der FAZ vom 10. Dezember 2013: Automatisierung der Lehre