Das digitale Debakel – fördert das Internet Transparenz, Wohlstand und Demokratie?

Von Peter Rath-Sangkhakorn

In „Das digitale Debakel“ zertrümmert der einstige IT-Start-up-Gründer Andrew Keen die Mythen der Digitalisierung; Profiteure seien einige wenige Player wie Google, Facebook oder Airbnb. Der einstige IT-Pionier seziert die weit verbreitete digitale Euphorie und Goldgräberstimmung:

  • Digitale „Hypereffizienz“ vernichtet Arbeitsplätze

Scharfzüngig zertrümmert er die wichtigsten Internet-Mythen mit aktuellen Zahlen. Beispiel: die Idee der Gleichheit. In Wahrheit sei die Internetwirtschaft eine hierarchische „Ein-Prozent-Ökonomie“, die nur so wirke, als würden alle profitieren. Stattdessen konzentrierten nur wenige Player wie Google, Facebook oder Airbnb Macht und Reichtum auf sich.

Beispiel: Wohlstand für alle – auch das ein Mythos.

Google etwa sei sieben Mal so wertvoll wie General Motors, biete aber nicht einmal ein Viertel der Arbeitsplätze. Fast die Hälfte aller Jobs in den USA würden wegen dieser digitalen „Hypereffizienz“ bald ersatzlos verschwinden, zitiert Keen amerikanische Wirtschaftsforscher. Und mehr Demokratie? Die gebe es unter Amazons „brutalen Arbeitsbedingungen“ ebenso wenig wie bei TaskRabbit, einem neuen Arbeitsvermittler, der häppchenweise „niedere Tätigkeiten an die Unterschicht“ vermittelt. In der Süddeutschen Zeitung nahm Alexandra Borchardt die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des „Digitalen Debakels“ zum Anlaß für „Zehn Thesen für ein demokratisches Internet“: „Weniger Freiheit, mehr Geheimnis“.

In einem Interview mit Spiegel-Online „Der Silicon-Valley-Übermensch ist ein Raubritter“ fordert Andrew Keen:

“Wir müssen uns fragen: ‚Welche Welt wollen wir?‘ Ich fürchte, dass wir in eine Welt hinein schlafwandeln, die die meisten von uns weder verstehen noch verstehen können. Wir müssen erkennen, dass es eine Rolle für staatliche Regulierung gibt. …Wir müssen verstehen, dass sich alles verändert, von unserer Vorstellung von Arbeit über unsere Beziehungen bis hin zum Wesen des Kapitalismus. Dieses Ereignis darf nicht ablaufen, ohne dass wir versuchen, die Kontrolle zurückzugewinnen.“

Andrew Keen „Der freie Markt funktioniert nicht!“ (Interview im „The European“ – 30-1.2015)

Ruth Ciesinger zu Andrew Keen: Warum das Internet (bisher) ein Desaster ist (Tagesspiegel, 9.4.2015)