Digitalisierte Schule: „Aus den Lehrern sollen Dienstleister werden“

Interview von Lisa Nimmervoll mit Ralf Lankau in „Der Standard“ (Wien), erschienen am 27. Mai 2016 im Rahmen der Vortragsreihe „Total digital? Irrwege der neuen Lernkultur“ von Konrad Paul Liessmann, Katharina Lacina und Elisabeth Widmer (Universität Wien) in Kooperation mit dem STANDARD.

Kinder lernen auch ohne IT

Dass Kinder auch ohne IT lernen, war eine der wichtigen Botschaften, die Prof. Dr. Lankau in seinem Vortrag seinen Zuhörern mitgab. Es ging um das Lernen in der Schule und wodurch dieses verhindert werden kann. Am Ende war klar: Verhinderer ist ein von Digitaltechnik dominerter Unterricht. Von Helmut Kern

Elektronische Patientenakte, Vitality-Card & Co.

Das Vordringen der Digitaltechnik in alle Lebensbereiche ist nicht zu leugnen, auch wenn die Notwendigkeit dafür (aus Geschäftsinteressen) nur behauptet wird. Nach Arbeitswelt, Kommunikation und Konsum stehen jetzt Bildungs- und Gesundheitssystem auf der Agenda der Digitalisten. Aktuell kann man das bei der Diskussion um die digitale Gesundheitsakte verfolgen. Der Mensch wird zum Datenobjekt.

Menschen als Datenobjekte im Netz

Wer sich für das „Internet der Dinge“ mit seinen Millionen von Geräten begeistert, die allesamt Daten ins Netz senden und via Web gesteuert werden können, sollte auch die andere Seite der Medaille nennen. Für die Digitalisten aus dem Silicon Valley – und für Versicherungen, Internet-Dienstleister, eShop-Betreiber oder z.B. eLearning-Anbieter – sind auch Menschen nur Datenobjekte im Netz, die via Smartphone, Web und App kontrolliert und gesteuert werden können. (Aus: Lankau: Dot.Com-Phantasien vs. Pädagogik; erscheint 2017)

Demaskierung des Digitalen durch ihre Propheten

Computer und Computerstimme als Erzieher? Unter dem Titel „Ein Lehrer für mich allein“ publizierte die ZEIT einen Artikel von Fritz Breithaupt über die seines Erachtens unvermeidbaren „dramatischen Veränderungen des Lernens“ durch Computerprogramme und Sprachsysteme. Eine Digitaleuphorie als Dystopie, in: Die Zeit Nr. 5 vom 28. Januar 2016

Dot.Com-Bildungsphantasien

Unter dem Titel „Lernen im Digitalen Wandel“ hat die Landesregierung NRW einen „Dialogprozess zu Bildung 4.0“ gestartet. Aber vollautomatisierte Lernfabriken, durch die das „Werkstück Mensch“ digital gesteuert von Lernstation zu Lernstation geschleust wird, bis es mehrfach geprüfte und validerte Kompetenzen aufweist, kann nicht Ziel von Bildungseinrichtungen sein, oder?